Startpunkt Haustür – bewegte Nachbarschaften

Regelmäßig spazieren gehen oder Ausflüge in die Natur veranstalten – um Jung und Alt im Wohnumfeld für mehr Bewegung zu begeistern, gehen Anwohnergemeinschaften jetzt ganz neue Wege. Die Outdooraktivitäten finden großen Anklang.

Frische Luft und gute Gesellschaft: Der Hamburger Verein „Wege aus der Einsamkeit“ lädt zum Spaziergang an der Alster ein.

Wer nicht mehr gut zu Fuß ist, verliert oft die Lust auf Unternehmungen und in der Folge auch den Kontakt zur Nachbarschaft. Dagegen haben die OrganisatorInnen von „Wege aus der Einsamkeit e.V.“ aus Hamburg ein gutes Rezept: sie laden die Anwohnenden zu gemeinsamen Spaziergängen an der Alster ein und ermuntern auch bewegungseingeschränkte NachbarInnen sich anzuschließen. Die bis zu 50 Teilnehmenden wählen Tempo und Distanz selbst und machen entweder bei der „flotten Truppe“ oder der „Schneckengruppe“ mit. Im Café trifft man sich in geselliger Runde wieder. Für ihr vorbildliches Projekt sind die Vereinsmitglieder jüngst mit dem Förderpreis „Gesunde Nachbarschaft“ ausgezeichnet worden. „Wichtig ist, moderat anzufangen und alle Teilnehmenden gut mitzunehmen. Dafür sind Kleingruppen wunderbar geeignet.“, sagt Prof. Dr. Ingo Froböse, Sportwissenschaftler und Jury-Mitglied beim AOK-Förderpreis. „Man geht vor der Haustür los, man trifft sich, man geht zusammen ein Stück. Das ist eine tolle Nachbarschaftsgeschichte!“

Waldbaden für Alt und Jung

Auf Wohlfühl-Ausflüge zu Fuß in den Wald setzen die Bewohnenden eines großen Mehrgenerationenhauses im Kölner Stadtteil Ostheim. Die jüngste Teilnehmerin ist 1 Jahr, die älteste 81 Jahre. Gemeinsam unternehmen sie, fachkundig angeleitet, zu jeder Jahreszeit Entdeckungstouren in die Natur. "Es ist großartig, wie alle miteinander selbstvergessen und zufrieden die Stunden im Wald genießen" sagt Ulrike Wittrock vom Nachbarschaftsverein „Lebensräume in Balance e. V“.

Spaziergangspatenschaften machen Schule

Ein echter Klassiker unter den von Freiwilligen organisierten Spaziergang-Projekten ist die Initiative „Willst du mir geh‘n“ in Essen, die sich ausgehend vom Stadtteil Katernberg im Jahr 2011 heute längst über alle Stadtteile erstreckt. Mittlerweile bieten rund 150 ehrenamtliche Laufpatinnen und -paten wöchentliche Treffen an, weit mehr als 1.000 Senioren und Seniorinnen schließen sich begeistert an. Sie tun dabei nicht nur etwas Gutes für ihre Gesundheit, sondern genießen es auch, neue Kontakte zu knüpfen. So erreichen die InitiatorInnen auch Menschen, die organisierte Bewegungsangebote sonst eher meiden.

Werden Sie Spazierpatin oder Spazierpate

Um Senioren und Seniorinnen zu gemeinsamen Spaziergängen zu ermuntern, eignen sich neben der persönlichen Ansprache auch Aushänge in Tagespflegeeinrichtungen, am Infobrett des Quartierbüros oder des Gemeindehauses. Ideal ist es, regelmäßige Termine zu vereinbaren und gemeinsam auszuloten, wie lange ein Spaziergang dauern darf.