Die beste Zutat: Gute Gesellschaft!
Miteinander Mahlzeiten zubereiten und gemeinsam speisen: Kochgruppen und Mittagstische sind im Trend. Vor allem alleinlebenden SeniorInnen kommen wohnortnahe Angebote zugute. Nachbarschaften zeigen beispielhaft, wie vollwertige Ernährung den Zusammenhalt in der Gemeinschaft beleben kann.
Möglichst lange gesund bleiben und selbstbestimmt leben – das wollen die meisten. Im fortgeschrittenen Alter fallen jedoch Einkaufen und Kochen zunehmend schwer. Vielfach bestellen daher ältere Nachbarn „Essen auf Rädern“. Die Qualität der Mahlzeiten gibt allerding zu denken. So ergab eine Laboranalyse im Auftrag des NDR: Die Mittagsgerichte dieses Lieferdienstes enthalten oft zu viel Salz und zu wenig Vitamine sowie Mineralstoffe. Etwa 320.000 Menschen versorgen sich täglich mit „Essen auf Rädern“. Auch weil viele von ihnen den Essensboten als sozialen Kontakt nicht missen wollen.
Gute Gesellschaft hält gesund
Ein wesentlicher Faktor kommt bei Mahlzeitendiensten zu kurz: die Gesellschaft beim Essen. Gemeinsames Kochen, Essen und Tischgespräche sind wichtige Punkte, die den Tagesablauf der Älteren bereichern. Sie sorgen dafür, dass die Mahlzeiten mit Freude und regelmäßig eingenommen werden. Prof. Dr. Rainer Wirth, Arzt für Altersmedizin an der Ruhruniversität Bochum, weist auf den fatalen Kreislauf hin, den es bei älteren Menschen zu durchbrechen gilt. Alleinstehende Senioren, sagt der Experte, würden für sich selbst nicht gerne kochen. Durch Krankheiten und Medikamente nähme die Appetitlosigkeit zu, diese führe zu Mangelernährung, Muskelabbau und erhöhter Sturzgefahr. „Gerade im Alter ist eine energiedichte Nahrung mit viel Eiweiß für Muskeln sehr wichtig, genauso wie Vitamine und Ballaststoffe“, sagt Wirth.
Gemeinschaftliche Mittagstische
Wer als Nachbar positiven Einfluss auf die gesunde Ernährung seiner älteren Mitbewohnenden nehmen will, achtet daher auf die entsprechenden Zutaten – und auf gemeinsame, frisch zubereitete Mahlzeiten!
In der Nachbarschaftsgemeinschaft „Interkulturelles Netzwerk 55plus“ in Moers, Kreis Wesel, wird dieses Konzept bereits umgesetzt. Ziel der Aktiven ist die rundum bessere Versorgungsqualität vor allem für die älteren Mitbewohnenden. „Wir treffen uns zum Kochen und Essen. Dabei erhält auch der Austausch von Erfahrungen und Neuigkeiten einen wichtigen Platz“, sagt Mitinitiator Wolfgang Angerhausen. Die NachbarInnen erfahren dabei, wie man sich gesund ernähren und ganz nebenbei den generationsübergreifenden Austausch pflegen kann.
Gesunde Ernährung in lebendiger Nachbarschaft – so lautet auch das Motto des „Generationentreff Kaldenkirchen“ im Kreis Viersen. Dort haben sich SeniorInnen zu einer Kochgruppe zusammengeschlossen. Mindestens einmal im Monat kaufen sie gemeinsam frische Zutaten, bereiten eine ausgewogene Mahlzeit zu und laden Anwohnende zum geselligen Mittagstisch ein. Die Integration und Versorgung der älteren Nachbarn ist hier selbstverständlich, jeder achtet auf jeden.
In Hamburg betreiben engagierte Bürgerinnen einen Quartiersmittagstisch. Die „Winterhuder TischNachbarn“ organisieren dreimal pro Woche ein gesundes gemeinsames Essen im Gemeindehaus der Matthäuskirche ein. Dazu veranstalten sie Kochevents für Jung und Alt. Ihnen geht es neben dem leiblichen Wohl für alle darum, Hilfe zur Selbsthilfe aufzubauen, Menschen zur Mitgestaltung für ein gutes Miteinander zu ermutigen, Nachbarschaft zu stärken und Lebensqualität bis ins hohe Alter zu erhalten.